2006 - JOTA - Jamboree on the air - Funkenflugwochenende
Funkenflug Stammeswochenende - Jamboree on the air (JOTA 2006)
Funkenflug – ein Pfadfinderwochenende im Salzburger Land
Als am Sonntagmittag Stammesvorsitzender Andreas Sigl die St. Georgs-Pfadfinder aus Kirchdorf im Pfadfinderdorf Zellhof im Salzburger Land zur „Manöverkritik“ aufforderte, lag ein spannendes und abwechslungsreiches Wochenende hinter allen Teilnehmern. Sie hatten am weltweiten Pfadfindertreffen auf Amateurfunkfrequenzen, genannt „Jamboree“ on the Air (JOTA), verbunden mit weiteren Aktivitäten teilgenommen. Ein Quartier für diese Unternehmung hatte man nicht in der Umgebung von Kirchdorf, wohl aber im benachbarten Österreich, 20 km nördlich von Salzburg gefunden.
Begonnen hatte es mit der Feststellung, dass der beabsichtigte Bau eines Turmes aus Fichtenstangen und Seilen für die Aufhängung der Antennen am fernen Mattsee durch die Pfadfinder zeitlich und organisatorisch nicht möglich war. So beschlossen Pfadfinder und Funkamateur Werner Waltmann, doch den 25m Alu-Kurbelmast des Ortsverbandes Rottal-Inn (U 12) des Deutschen Amateur Radio Clubs zum Mattsee zu transportieren.
Als Waltmann am Freitag gegen 1300 Uhr in Zellhof eintraf, war sein PKW bis in den letzten Winkel vollgepackt mit Funkgerät und Antennentuner, Stehwellenmessgerät, Notstromaggregat, Benzinkanister, Kabeln, Draht, Isolatoren, Spreizern, Lötzinn, Lötkolben, Werkzeug, schweren Häringen, starken und schwachen Seilen, Lüsterklemmen usw. “Wenn ein Trumm fehlt oder ein Ersatzteil nicht dabei ist, musst Du 60 km nach Hause fahren,“ erläuterte Waltmann seinen „Schwertransport“. Nach Empfang des Schlüssels für den Zellhofer Internet-Raum, der zur Funkbude umfunktioniert werden sollte, baute Waltmann die Station auf, bis dann gegen 15.45 Uhr ein Pfadfinderleiter mit Kleinbus und Antennenmast an der Anhängekupplung ins Gelände einfuhr. Nach dem Auspacken der Abspannseile und Festlegung der Abspannrichtung der Drahtantenne wurde klar, dass der Mast noch ein bisschen weiter vom Gebäude entfernt aufgebaut werden musste, als vorgesehen. Waltmann entschloss sich, statt einer 60m langen Koaxleitung eine sogenannte „Hühnerleiter“ zu verwenden. Diese Leitung heißt so, weil zwei parallele Drähte durch Spreizer in gleichem Abstand gehalten werden. Zunächst wurde der eingefahrene Mast aufgerichtet, die unteren Abspannungsseile in 6m Höhe befestigt und an schweren Häringen abgespannt und dann unter Sichern mit den oberen Abspannseilen auf die volle Höhe ausgefahren und abgespannt. Anschließend begannen die Rover aus Draht und Spreizern die symmetrische Speiseleitung zusammenzustecken. Die erforderliche Länge von 52 m wurde vorher abgeschritten, dann zwei gleiche Drahtlängen ausgelegt und 35 Minuten später war die Hühnerleiter fertig. Das war für die Scouts eine ganz neue Erfahrung. Inzwischen waren alle Pfadfinder mit ihren Gruppenleitern angekommen und hatten ihre Quartiere bezogen. Pfadfinder-Küchenchef Tom „Tomsi“ Stecher besichtigte mit seiner Frau Monika sein Reich und die dazu gehörige Ausstattung, verstaute die mitgebrachten Lebensmittel vom Salz über Streichwurst, Teebeutel und Teufelssoße, Spaghetti, Nutella, Honigpops und H-Milch und machte sich an die Zubereitung des Abendessens. Ihr dreijähriger Sohn Tommy erkundete inzwischen in Pfadfinderkluft die neue Umgebung. „Eigentlich kann er im Alter von knapp vier Jahren noch kein Pfadfinder sein“, erläuterte Andreas Sigl, „weil er als Wölfling“ - die jüngste Pfadfinderstufe – 7 Jahre alt sein muss. Aber er hat eine Kluft und er ist immer dabei, also ist er doch einer.“ Ausnahmen bestätigen eben die Regel.
Die Speiseleitung wurde an der Antenne angelötet, dann wurde die V-Antenne ? Winkelöffnung nach Süden - hochgezogen. Nach wenigen Minuten schwebte sie 25m über Grund. Die Hühnerleiter konnte wegen ihres geringen Gewichtes ohne Abspannung in ganzer Länge freihängend bis zum Fenstergitter der Funkbude - des „Shacks“ – geführt werden. Nach Konstruktion einer Befestigung aus Kunststoffkabelbindern wurde das Ende mechanisch spannungsfrei durch das Fenster eingeführt und an die Station angeschlossen. Nach Ausprobieren der Einstellungen des Antennentuners auf den verschiedenen Bändern und der Notierung dieser Werte in einer Liste ging um 17.15 Uhr UTC (Weltzeit aller Funkdienste, entspricht 19.15 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit) der erste Anruf auf dem 80m-Band hinaus. DK9RP, Rupert aus München, bestätigte ein kräftiges Signal und eine einwandfreie Modulation. Nach einigen weiteren Verbindungen innerhalb Deutschlands rief „Chefkoch“ Tom Stecher um halb acht zum Abendessen – es gab Wurstsalat und Brote mit Erdäpfelkas. Es schmeckte, nach vielen Stunden an der frischen Luft, allen bestens und auch die Möglichkeit des Nachschlags wurde intensiv genutzt. Erstaunlich war die freiwillige Mitarbeit in der Küche, ein sonst eher ungern ausgeführter Zusatzjob. Während des gesamten Aufenthalts machten stetige Freiwilligenmeldungen eine „Zwangsrekrutierung“ von Helfern unnötig
Evi Töpfl, die Stammesvorsitzende, erstellte nach dem Abendessen Listen für die verschiedenen Workshops, die am nächsten Tag, dem Samstag, neben dem Funken für spannende und lehrreiche Unterhaltung sorgen sollten. Maximal 4 Pfadfinder konnten sich für die Workshops eintragen, die zweimal am Vormittag und einmal am Nachmittag durchgeführt wurden. Während Susi Oberbauer den Bau der Bumerangs und das spätere Werfen leiten würde, wollte Andreas Sigl mit seinen Teilnehmern Drachen aus Kunststofffolie bauen und auch fliegen lassen. Thomas Oberbauer wollte eine Wasser-Rakete vorführen, Simone Übel verschiedene weitere Experimente durchführen und Uli Gottanka mit den Pfadfindern die größten Seifenblasen Österreichs erzeugen.
Etwa um 21.30 Uhr ging es zurück zum Funken, bis auf einige Zuhörer vertrieb sich der Rest der Pfadfinder die Zeit mit Spielen. Für die Wölflinge war um 22.00 Uhr Bettruhe angeordnet. Bis Mitternacht, dem offiziellen JOTA-Beginn, gab es noch einige Funkverbindungen in Deutschland, die die Leistungsfähigkeit der Antenne bestätigten. Wenige Minuten nach Mitternacht öffnete sich die Tür und 27 österreichische Wölflinge und Wichtel mit ihren Betreuern, die auch das Wochenende in Zellhof verbrachten, quetschten sich ins Shack und lauschten dem JOTA-Funkbetrieb. Sie hatten am Lagerfeuer bis nach Mitternacht ausgeharrt und wollten erst nach dem Zuhören ins Bett. Bis sie gegen 01.00 Uhr wieder gingen, kam wegen des ersten großen Ansturms auf den Frequenzen nur eine Verbindung mit einer sehr schwachen schwedischen Pfadfinderstation zustande - für die Kleinen ein sehr schwieriges Ersterlebnis. Bis 02.00 Uhr nachts kamen dann aber doch noch Verbindungen mit deutschen und niederländischen Pfadfinderstationen zustande und um 02.15 Uhr ging mit HB9S die Station der Weltorganisation der Pfadfinder ins Netz. Um 0230 Uhr endete auch für Werner Waltmann der erste Tag in Zellhof.
„Taramm – taramm – taramm – fiep – flöt – taramm – flöt – flöt….“ Es war 6 Uhr früh und noch finster im Herrenhaus im Pfadfinderdorf Zellhof, aber aus dem Zimmer der Wölflinge drang erheblicher Lärm. Eine Viertelstunde später öffnete sich die Tür und die Scout-Band „M4T“ (Marco, Tobi, Thomas, Tom und Tobi II.) „quoll“ auf den Flur, „bewaffnet“ mit Flöte, Mundharmonika, Tamburin und Kastagnetten und begann einen nervenzerfetzenden Weckruf im Schlafbereich des 1.Stocks. Sie hatten ausgeschlafen und wollten, dass andere ihre gute Laune teilten. Empörte Stimmen aus allen Schlafräumen zeigten ihnen, dass die gute Morgenlaune bis jetzt noch sehr einseitig verteilt war.
Nach der abrupten Beendigung der Nachtruhe zeigte sich Leben in den Waschräumen. In der Küche klapperte Geschirr und auch das Shack wurde ab 07.30 Uhr wieder besetzt. Beim Frühstück ließ sich unschwer erkennen, wo die Morgenmuffel saßen. Danach wurde aufgeräumt und es ging an die Workshops und ans Funken. Die Seifenblasen waren – wie erwartet - riesig, die Bumerangproduktion lief prächtig und auf der Drachenwerft entstanden einige Fluggeräte mit herausragenden Schwachwindeigenschaften. Als dann der erste Abschuss der Wasserrakete von Thomas erfolgte, ging mancher sicherheitshalber doch in Deckung. Die übliche Funkverbindung nach Australien kam Gott sei dank nicht zu Stande. So musste einem Funkpartner „down yonder“ nicht erklärt werden, wie es möglich war, dass einer niederbayerischen Pfadfinderin – nachweislich ohne australische Vorfahren - bei Salzburg ein selbstgebauter Bumerang nach einem Flug von 30 Metern Weite einen Meter vor den Füßen landete.
Inzwischen war auch die Antenne umgehängt worden. Der Draht verlief jetzt genau in Süd?Nord-Richtung und hatte damit auf den niedrigen Bändern optimale Steilstrahlungseigenschaften, damit konnte der Deutschland-Sked, das Treffen aller deutschen Pfadfinderstationen um 17.00 Uhr, kommen. Weil die südliche Abspannung in einer Wiese mit schwarzbunten Kühen und ausgesprochen lauffreudigen Stierkälbern endete, musste direkt am Weidezaun ein „Schwaiberl“ aufgestellt werden, über dem die Abspannung so hoch verlief, dass Kühe und Stierkälber das Seil nicht mehr berühren konnten. Das Schwaiberl wurde von Uli Gottanka zusammengebunden und weil ja alle zusammenhelfen mussten, von ihm und dem dreijährigen Tom zur Wiese getragen. Nach 25m meldete sich der kleine Tom: „Halt amoi, mei Schulta duat mir scho ziemlich weh!“
Werner Waltmann versuchte inzwischen mit Pfadfinderstationen in aller Welt Verbindung aufzunehmen. Es begann um 10.00 Uhr Ortszeit mit einem halbstündigen Versuch im 20m- und 17m-Band, um die 1st Passau Scouts in Witbank / Südafrika zu erreichen, die bei einem Besuch von Pfadfindern aus der Diözese Passau in Südafrika im Jahre 2003 gegründet wurden und die heuer zum zweiten Mal am JOTA teilnahmen. (Dieser Versuch blieb leider erfolglos und zeigte auch bei seiner Wiederholung am Abend um 20.00 Uhr und am nächsten Morgen keinen Erfolg, obwohl etwa zu dieser Zeit zwei andere Verbindungen nach Südafrika zu Stande kamen.) Danach folgten Pfadfinderstationen aus Malta, Norwegen, England, Dänemark und als Highlight um 11.50 eine Pfadfinderstation aus Island, deren Funker mitteilte, die Scouts gingen jetzt zum Spielen hinaus, weil das Wetter so schön sei. Auf Nachfrage berichtete er von Sonnenschein und 0°C, während in Zellhof zum gleichen Zeitpunkt 22°C im Schatten gemessen wurden. Es folgten Verbindungen mit Rumänien und Italien, Wales und erneut einer norwegischen Pfadfinderstation, deren Buben und Mädchen mit ausländischen Stationen englisch sprechen mussten, um ein Abzeichen als Radio Scout zu erwerben. Die Zellhofer nahmen sich die Zeit sprachen mit vier norwegischen Scouts und Guides und dann war nach zwischenzeitlichem Mittagessen (Chili con Carne) und Zuschauen bei den verschiedenen Workshops der Zeitpunkt des DL-Skeds gekommen.
Punkt 17.00Uhr meldete sich DK0BS, die Leitstation der DPSG aus dem Amateurfunkzentrum Baunatal bei Kassel und rief die etwa 25 angemeldeten deutschen Pfadfinderstationen zur Vorstellung auf. Als 6 Station kamen die Kirchdorfer an die Reihe:
„DK0BS, hier ist OE/DL0ROI/p. Ich heiße Werner und höre Euch mit 59+10 dB. Ich vertrete den Stamm Kirchdorf der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg. Der Stamm hat 60 Mitglieder und 28 von Ihnen sind hier im Pfadfinderdorf Zelldorf bei Salzburg zu einem Stammeswochenende mit vielen Aktivitäten. Eine Mitteilung für alle Black Castle Fans: Im Juli 2007 findet in Tittmoning in Oberbayern, wieder eine Black Castle-Aktivität statt. Bis dahin viele Grüße von den Kirchdorfer Pfadfindern und das Mikrofon wieder nach Baunatal. DK0BS, hier war OE/DL0ROI.“
Ungefähr nach 10 Minuten wurde dann der erste Teil des DL-Sked-Rätsels verlesen.
Es handelte sich dabei um ein mehrteiliges Rätsel aus den Bereichen Pfadfinderei, Amateurfunk und Allgemeinwissen, bei denen verschiedene Berechnungen angestellt werden mussten. Die Einzellösungen ergaben jeweils eine Zahl, alle Zahlen ergaben nach weiteren Rechenoperationen eine Telefonnummer, die zur Durchgabe eines weiteren Lösungswortes angerufen werden musste.
Schon nach Durchgabe des ersten Teils setzte fieberhaftes Rechnen ein. Als Evi Töpfl gegen 18.20 Uhr die vollständige Telefonnummer zugerufen bekam und diese sogleich anrief, war der Anschluss besetzt. Der nächste Versuch eine Minute später war erfolgreich: Das erarbeitete Lösungswort „Viertelwellenstab“ war richtig, die Kirchdorfer waren Vierte. Nach erstem Murren und Knurren über die vermeintlich falsche Taktik – man kann schon anrufen, wenn noch zwei Lösungen möglich sind, dann stimmt entweder gleich die erste oder man landet bei der falschen Telefonnummer, dann kann nur noch die zweite Lösung richtig sein – kam dann doch Freude auf. Man hatte sich bei der dritten Teilnahme zum dritten Mal unter den ersten 5 platziert und, was erst nach dem Wochenende feststand, von 25 teilnehmenden Stationen hatten überhaupt nur neun die richtige Lösung erarbeitet.
Die erste Funkverbindung nach dem Spiel erreichte das sehr seltene Funkland Gibraltar mit einer deutschsprachigen Funkamateurin, es folgten Pfadfinder aus Portugal. Anschließend gab es Abendessen und Stammesvorsitzender Andreas Sigl und Funkamateur genehmigten sich erst einmal ein Bier, nicht unzufrieden mit dem bisherigen JOTA-Verlauf.
Danach ging es beim Funk mit zwei finnischen Pfadfinderstationen weiter, während die Pfadfinder im Aufenthaltsraum voll Begeisterung einige Runden „Kommando Pimperle“ spielten, um mit „Klopfen“ fortzusetzen.
Einer der beiden finnischen Funkamateure war der Vater einer Pfadfinderin, mit der die Kirchdorfer im letzten Jahr beim JOTA gesprochen hatte und die zur Bestätigung eine ungewöhnlich nette QSL-Karte selbst gebastelt und geschickt hatte. Die Karte war so groß, dass sie von der Sortiermaschine des deutschen Amateur Radio Clubs nicht sortiert wurde, sondern handvermittelt werden musste. Kurz danach kam mit Andreas, ZS6BAF, aus Johannisburg der erste Südafrikaner auf die Frequenz, gefolgt vom Pfadfinder Montassar aus Bolbol in Tunesien. Dann folgten bis kurz nach Mitternacht englische und holländische Pfadfinderstationen. Nach einem Anruf von Werner Waltmann meldeten sich nacheinander eine Reihe deutscher Pfadfinderstationen, die gemeinsam in großer Runde bis weit in den neuen Tag hinein miteinander ratschten und diese Runde als neue Erfahrung nächstes Jahr eventuell wiederholen werden. Eine Station berichtete, dass Carsten Gabriel, DM1CG, genannt Gaby, auf 160m mit einer riesigen Antennenanlage funke. Waltmann wechselte auf die genannte Frequenz und rief den alten Bekannten der Kirchdorfer an, auch in der Absicht, ihn in die laufende deutsche Runde zu locken. Die Begrüßung war rau, aber herzlich. Auch Thomas Oberbauer, der Raketenfachmann, der mit seiner Frau (Bumerang)-Susi der Runde ebenfalls noch zuhörte, begrüßte den Mitstreiter aus Black-Castle-Tagen begeistert, verschwand dann aber bald in Richtung Schlafräume. Gegen halb drei Uhr morgens verabschiedete sich auch Waltmann von der Runde und dann kehrte Nachtruhe in Zellhof ein.
Die Wölflinge waren am Abend massiv verwarnt und mit schlimmsten Übeln, wie einem absolutem Nutella-Verbot und dem Wegsperren der Musikinstrumente bedroht worden, falls sich der unerwünschte Weckruf am nächsten Morgen wiederholen sollte. Tatsächlich blieb es erfreulich ruhig am Sonntagmorgen.
Noch vor dem Frühstück saß Werner Waltmann wieder am Funkgerät. Pfadfinder aus Akita in Japan hatten Zeit für einen kurzen Ratsch, dann konnten die bereits bekannten Boyscouts aus Riyadh in Saudi Arabien begrüßt werden. Ihnen folgte mit schwachem Signal aus Südnorwegen Peter, LB0K, mit seinen Pfadfindern. Daran anschließend rief Eugen aus Melitopol in der Ukraine an, bat um einen Rapport und wünschte den Pfadfindern alles Gute.
Dann ging es zum Frühstück. Dort spürte man schon die Aufbruchstimmung. Die Stammesvorsitzende forderte ihre Scouts auf, anschließend das persönliche Gepäck zu packen und zu verladen, anschließend die eigenen Schlafräume zu säubern und sich zum Reinigen der Gemeinschaftsräume und der Küche, sowie des Funkraums wieder einzufinden. Dort überraschte ein Wölfling die Meute mit der Bitte, ihn staubsaugen zu lassen. Sein Name wird – weil sich seine Hobbys sicher in den nächsten Jahren wieder ändern werden – hier nicht bekannt gegeben.
Nach dem Frühstuck gingen aus dem Shack die letzten Anrufe von OE/DL0ROI um die Welt. Nach dem vergeblichen Anruf an die südafrikanischen 1st Passau Scouts meldeten sich zwei Funkamateure aus Deutschland, dann folgten Stationen aus Nordirland und Sizilien und nach einem Frequenzwechsel rief Dave, ZS6BJH, aus White River mit seinen Pfadfindern die Kirchdorfer an. Werner Waltmann erörterte mit ihm mögliche Gründe für die fehlgeschlagenen Versuche mit ZR6DWS, bedankte sich für die Verbindung und verabschiedete sich zusammen mit den Pfadfindern von den White River Scouts. Auf der „Hausfrequenz“ des OV Rottal-Inn ratschten noch Otto, DL5NCA, aus Forsthart, Rudi, DK6RN, aus Passau und Rupert, DG2RBH, aus Mitterskirchen. Ihnen wurde kurz der Verlauf des Wochenendes geschildert, dann beendete OE/DL0ROI/p in Zellhof das diesjährige JOTA.
Nun musste es schnell gehen. Das persönliche Gepäck des Funkers war schon verladen, jetzt wurde das elektronische Logbuch auf dem Computer geschlossen, Andreas Sigl versprach die Daten zu exportieren und mit e-mail an Werner Waltmann zu übersenden, denn jetzt müssen die Bestätigungskarten für die Gesprächspartner in aller Welt gedruckt und über den DARC versandt werden. Anschließend verpackte Waltmann den Sendeempfänger und alles Zubehör, Kabel, Werkzeug und schriftliche Unterlagen.
Dann rief Tom Stecher zum letzten Mittagessen im Freien: Döner. Chrisi Gottanka gab eine Kurzeinweisung für alle, die bisher Döner nur gegessen, aber noch nie selbst „montiert“ hatten: Ein Blatt Haushaltsrolle, ein Stück Alufolie, dann in zwei Reihen am Tisch anstellen und in der Reihenfolge Tsatsiki, Salat, Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Fleisch und – wenn erwünscht – Chiligewürz, die Bestandteile in das aufgeschnittene Fladenbrot legen und dann den halb in Alufolie eingewickelten Döner verzehren. Da stellten sich eigentlich alle recht geschickt an, doch bei einigen merkte man schon - so auch beim Funkamateur – dass der Verzehr nur unter größter Konzentration unfallfrei verlief. Für wirklich Hungrige bestand die Möglichkeit, einen zweiten oder dritten Döner zu „packen“.
Nach dem Mittagessen wurde die Antenne am Zugseil abgelassen, die „Hühnerleiter“ wurde auf eine leere Kabeltrommel aufgewickelt und anschließend die beiden Dipolhälften aus isolierter Stahllitze wie Wolle zu Knäueln aufgewickelt. „Immer wieder die Wickelrichtung umdrah’n, sonst bringt man des nimma auseinanda“, ermahnte Waltmann die helfenden Scouts. Dann wurde der rotgelbe Mast eingekurbelt, bis nur noch der etwa 6m hohe unterste Schuss stand. Die Abspannseile rasch aufgewickelt und dann die unteren Abspannungen gelöst und unter Gegenhalten der Seilmannschaft wurde der Alumast in die Aufnahme gekippt und dort befestigt. Die langen Häringe waren im Nu herausgezogen, gereinigt und im Materialkasten am Mast verstaut, ebenso Abspannseile und Vorschlaghammer. Schon hing der Mast an der Anhängerkupplung des Zugfahrzeugs. Er wurde noch am späten Nachmittag am Abstellplatz der Funkamateure abgeliefert. „Des is schnell und guat ganga“, lobte Waltmann die Pfadfinder, „des nächste Mal baut’s den Mast alloa auf und I bring bloß no de Antenne mit.“
Dann kam die Manöverkritik. Jeder durfte sagen, was ihr oder ihm gefallen oder nicht gefallen hatte. Die meisten Pfadfinder fanden die Mischung aus Funk und anderen Aktivitäten interessanter und abwechslungsreicher als eine Spezialisierung auf einen einzigen Teilbereich. Ein Wölfling fand am besten, dass er Staubsaugen durfte. Der Stammesführung gefiel die engagierte Mitarbeit aller, der Funkamateur freute sich über die gute Verpflegung und Möglichkeit, mit dem Amateurfunk am Stammeswochenende dabei zu sein. Alle freuten sich über insgesamt 65 Funkverbindungen in 29 verschiedene Länder in 4 Kontinenten mit den Highlights Japan, Island, Gibraltar, Saudi Arabien, Tunesien und Südafrika, sowie den 4. Platz im DL-Sked.
Die Stammesführung bedankte sich beim Funkamateur für seine „Mühe“ mit einem Gutschein für ein italienisches Restaurant, obwohl er der Meinung war, ihm sei es sehr gut gegangen: „Drei Mahlzeiten am Tag, Getränke und Unterkunft frei, interessierte und gut aufgelegte Zuhörer und Helfer, interessante Funkverbindungen und jede Nacht vier Stunden Schlaf – was will man mehr,“ berichtete Werner Waltmann. Auf die nächste Funkaktivität brauchen Pfadfinder und Funker nicht bis zum nächsten Oktober zu warten. Im Juli 2007 bauen zum hundertjährigen Bestehen der Pfadfinderbewegung bei Tittmoning unter dem Motto „100 Jahre – 100 Dächer“ Pfadfinder aus ganz Deutschland unter der Leitung des Black Castle Teams – überwiegend Kirchdorfer - wieder eine riesige Jurtenburg. Und der Amateurfunk soll von Anfang an mit dabei sein, um das Ereignis weltweit bekannt zu machen.
In Zellhof verabschiedeten sich Pfadfinder und Funkamateur nach einem gemeinsamen sehr gelungenen Wochenende, das sicher eine Wiederholung wert ist.
Den abschließenden Worten des dreijährigen Tom Stecher jedoch ist nichts hinzuzufügen: „Am besten hat mit g’foin, dass mir die Antenne wieder abbaut ham!"
weitere Infos gibt's auf :
http://www.radio-scouting.de/ bzw.
http://www.radio-scouting.de/index.php?option=com_content&task=view&id=143&Itemid=93
Als Waltmann am Freitag gegen 1300 Uhr in Zellhof eintraf, war sein PKW bis in den letzten Winkel vollgepackt mit Funkgerät und Antennentuner, Stehwellenmessgerät, Notstromaggregat, Benzinkanister, Kabeln, Draht, Isolatoren, Spreizern, Lötzinn, Lötkolben, Werkzeug, schweren Häringen, starken und schwachen Seilen, Lüsterklemmen usw. “Wenn ein Trumm fehlt oder ein Ersatzteil nicht dabei ist, musst Du 60 km nach Hause fahren,“ erläuterte Waltmann seinen „Schwertransport“. Nach Empfang des Schlüssels für den Zellhofer Internet-Raum, der zur Funkbude umfunktioniert werden sollte, baute Waltmann die Station auf, bis dann gegen 15.45 Uhr ein Pfadfinderleiter mit Kleinbus und Antennenmast an der Anhängekupplung ins Gelände einfuhr. Nach dem Auspacken der Abspannseile und Festlegung der Abspannrichtung der Drahtantenne wurde klar, dass der Mast noch ein bisschen weiter vom Gebäude entfernt aufgebaut werden musste, als vorgesehen. Waltmann entschloss sich, statt einer 60m langen Koaxleitung eine sogenannte „Hühnerleiter“ zu verwenden. Diese Leitung heißt so, weil zwei parallele Drähte durch Spreizer in gleichem Abstand gehalten werden. Zunächst wurde der eingefahrene Mast aufgerichtet, die unteren Abspannungsseile in 6m Höhe befestigt und an schweren Häringen abgespannt und dann unter Sichern mit den oberen Abspannseilen auf die volle Höhe ausgefahren und abgespannt. Anschließend begannen die Rover aus Draht und Spreizern die symmetrische Speiseleitung zusammenzustecken. Die erforderliche Länge von 52 m wurde vorher abgeschritten, dann zwei gleiche Drahtlängen ausgelegt und 35 Minuten später war die Hühnerleiter fertig. Das war für die Scouts eine ganz neue Erfahrung. Inzwischen waren alle Pfadfinder mit ihren Gruppenleitern angekommen und hatten ihre Quartiere bezogen. Pfadfinder-Küchenchef Tom „Tomsi“ Stecher besichtigte mit seiner Frau Monika sein Reich und die dazu gehörige Ausstattung, verstaute die mitgebrachten Lebensmittel vom Salz über Streichwurst, Teebeutel und Teufelssoße, Spaghetti, Nutella, Honigpops und H-Milch und machte sich an die Zubereitung des Abendessens. Ihr dreijähriger Sohn Tommy erkundete inzwischen in Pfadfinderkluft die neue Umgebung. „Eigentlich kann er im Alter von knapp vier Jahren noch kein Pfadfinder sein“, erläuterte Andreas Sigl, „weil er als Wölfling“ - die jüngste Pfadfinderstufe – 7 Jahre alt sein muss. Aber er hat eine Kluft und er ist immer dabei, also ist er doch einer.“ Ausnahmen bestätigen eben die Regel.
Die Speiseleitung wurde an der Antenne angelötet, dann wurde die V-Antenne ? Winkelöffnung nach Süden - hochgezogen. Nach wenigen Minuten schwebte sie 25m über Grund. Die Hühnerleiter konnte wegen ihres geringen Gewichtes ohne Abspannung in ganzer Länge freihängend bis zum Fenstergitter der Funkbude - des „Shacks“ – geführt werden. Nach Konstruktion einer Befestigung aus Kunststoffkabelbindern wurde das Ende mechanisch spannungsfrei durch das Fenster eingeführt und an die Station angeschlossen. Nach Ausprobieren der Einstellungen des Antennentuners auf den verschiedenen Bändern und der Notierung dieser Werte in einer Liste ging um 17.15 Uhr UTC (Weltzeit aller Funkdienste, entspricht 19.15 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit) der erste Anruf auf dem 80m-Band hinaus. DK9RP, Rupert aus München, bestätigte ein kräftiges Signal und eine einwandfreie Modulation. Nach einigen weiteren Verbindungen innerhalb Deutschlands rief „Chefkoch“ Tom Stecher um halb acht zum Abendessen – es gab Wurstsalat und Brote mit Erdäpfelkas. Es schmeckte, nach vielen Stunden an der frischen Luft, allen bestens und auch die Möglichkeit des Nachschlags wurde intensiv genutzt. Erstaunlich war die freiwillige Mitarbeit in der Küche, ein sonst eher ungern ausgeführter Zusatzjob. Während des gesamten Aufenthalts machten stetige Freiwilligenmeldungen eine „Zwangsrekrutierung“ von Helfern unnötig
Evi Töpfl, die Stammesvorsitzende, erstellte nach dem Abendessen Listen für die verschiedenen Workshops, die am nächsten Tag, dem Samstag, neben dem Funken für spannende und lehrreiche Unterhaltung sorgen sollten. Maximal 4 Pfadfinder konnten sich für die Workshops eintragen, die zweimal am Vormittag und einmal am Nachmittag durchgeführt wurden. Während Susi Oberbauer den Bau der Bumerangs und das spätere Werfen leiten würde, wollte Andreas Sigl mit seinen Teilnehmern Drachen aus Kunststofffolie bauen und auch fliegen lassen. Thomas Oberbauer wollte eine Wasser-Rakete vorführen, Simone Übel verschiedene weitere Experimente durchführen und Uli Gottanka mit den Pfadfindern die größten Seifenblasen Österreichs erzeugen.
Etwa um 21.30 Uhr ging es zurück zum Funken, bis auf einige Zuhörer vertrieb sich der Rest der Pfadfinder die Zeit mit Spielen. Für die Wölflinge war um 22.00 Uhr Bettruhe angeordnet. Bis Mitternacht, dem offiziellen JOTA-Beginn, gab es noch einige Funkverbindungen in Deutschland, die die Leistungsfähigkeit der Antenne bestätigten. Wenige Minuten nach Mitternacht öffnete sich die Tür und 27 österreichische Wölflinge und Wichtel mit ihren Betreuern, die auch das Wochenende in Zellhof verbrachten, quetschten sich ins Shack und lauschten dem JOTA-Funkbetrieb. Sie hatten am Lagerfeuer bis nach Mitternacht ausgeharrt und wollten erst nach dem Zuhören ins Bett. Bis sie gegen 01.00 Uhr wieder gingen, kam wegen des ersten großen Ansturms auf den Frequenzen nur eine Verbindung mit einer sehr schwachen schwedischen Pfadfinderstation zustande - für die Kleinen ein sehr schwieriges Ersterlebnis. Bis 02.00 Uhr nachts kamen dann aber doch noch Verbindungen mit deutschen und niederländischen Pfadfinderstationen zustande und um 02.15 Uhr ging mit HB9S die Station der Weltorganisation der Pfadfinder ins Netz. Um 0230 Uhr endete auch für Werner Waltmann der erste Tag in Zellhof.
„Taramm – taramm – taramm – fiep – flöt – taramm – flöt – flöt….“ Es war 6 Uhr früh und noch finster im Herrenhaus im Pfadfinderdorf Zellhof, aber aus dem Zimmer der Wölflinge drang erheblicher Lärm. Eine Viertelstunde später öffnete sich die Tür und die Scout-Band „M4T“ (Marco, Tobi, Thomas, Tom und Tobi II.) „quoll“ auf den Flur, „bewaffnet“ mit Flöte, Mundharmonika, Tamburin und Kastagnetten und begann einen nervenzerfetzenden Weckruf im Schlafbereich des 1.Stocks. Sie hatten ausgeschlafen und wollten, dass andere ihre gute Laune teilten. Empörte Stimmen aus allen Schlafräumen zeigten ihnen, dass die gute Morgenlaune bis jetzt noch sehr einseitig verteilt war.
Nach der abrupten Beendigung der Nachtruhe zeigte sich Leben in den Waschräumen. In der Küche klapperte Geschirr und auch das Shack wurde ab 07.30 Uhr wieder besetzt. Beim Frühstück ließ sich unschwer erkennen, wo die Morgenmuffel saßen. Danach wurde aufgeräumt und es ging an die Workshops und ans Funken. Die Seifenblasen waren – wie erwartet - riesig, die Bumerangproduktion lief prächtig und auf der Drachenwerft entstanden einige Fluggeräte mit herausragenden Schwachwindeigenschaften. Als dann der erste Abschuss der Wasserrakete von Thomas erfolgte, ging mancher sicherheitshalber doch in Deckung. Die übliche Funkverbindung nach Australien kam Gott sei dank nicht zu Stande. So musste einem Funkpartner „down yonder“ nicht erklärt werden, wie es möglich war, dass einer niederbayerischen Pfadfinderin – nachweislich ohne australische Vorfahren - bei Salzburg ein selbstgebauter Bumerang nach einem Flug von 30 Metern Weite einen Meter vor den Füßen landete.
Inzwischen war auch die Antenne umgehängt worden. Der Draht verlief jetzt genau in Süd?Nord-Richtung und hatte damit auf den niedrigen Bändern optimale Steilstrahlungseigenschaften, damit konnte der Deutschland-Sked, das Treffen aller deutschen Pfadfinderstationen um 17.00 Uhr, kommen. Weil die südliche Abspannung in einer Wiese mit schwarzbunten Kühen und ausgesprochen lauffreudigen Stierkälbern endete, musste direkt am Weidezaun ein „Schwaiberl“ aufgestellt werden, über dem die Abspannung so hoch verlief, dass Kühe und Stierkälber das Seil nicht mehr berühren konnten. Das Schwaiberl wurde von Uli Gottanka zusammengebunden und weil ja alle zusammenhelfen mussten, von ihm und dem dreijährigen Tom zur Wiese getragen. Nach 25m meldete sich der kleine Tom: „Halt amoi, mei Schulta duat mir scho ziemlich weh!“
Werner Waltmann versuchte inzwischen mit Pfadfinderstationen in aller Welt Verbindung aufzunehmen. Es begann um 10.00 Uhr Ortszeit mit einem halbstündigen Versuch im 20m- und 17m-Band, um die 1st Passau Scouts in Witbank / Südafrika zu erreichen, die bei einem Besuch von Pfadfindern aus der Diözese Passau in Südafrika im Jahre 2003 gegründet wurden und die heuer zum zweiten Mal am JOTA teilnahmen. (Dieser Versuch blieb leider erfolglos und zeigte auch bei seiner Wiederholung am Abend um 20.00 Uhr und am nächsten Morgen keinen Erfolg, obwohl etwa zu dieser Zeit zwei andere Verbindungen nach Südafrika zu Stande kamen.) Danach folgten Pfadfinderstationen aus Malta, Norwegen, England, Dänemark und als Highlight um 11.50 eine Pfadfinderstation aus Island, deren Funker mitteilte, die Scouts gingen jetzt zum Spielen hinaus, weil das Wetter so schön sei. Auf Nachfrage berichtete er von Sonnenschein und 0°C, während in Zellhof zum gleichen Zeitpunkt 22°C im Schatten gemessen wurden. Es folgten Verbindungen mit Rumänien und Italien, Wales und erneut einer norwegischen Pfadfinderstation, deren Buben und Mädchen mit ausländischen Stationen englisch sprechen mussten, um ein Abzeichen als Radio Scout zu erwerben. Die Zellhofer nahmen sich die Zeit sprachen mit vier norwegischen Scouts und Guides und dann war nach zwischenzeitlichem Mittagessen (Chili con Carne) und Zuschauen bei den verschiedenen Workshops der Zeitpunkt des DL-Skeds gekommen.
Punkt 17.00Uhr meldete sich DK0BS, die Leitstation der DPSG aus dem Amateurfunkzentrum Baunatal bei Kassel und rief die etwa 25 angemeldeten deutschen Pfadfinderstationen zur Vorstellung auf. Als 6 Station kamen die Kirchdorfer an die Reihe:
„DK0BS, hier ist OE/DL0ROI/p. Ich heiße Werner und höre Euch mit 59+10 dB. Ich vertrete den Stamm Kirchdorf der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg. Der Stamm hat 60 Mitglieder und 28 von Ihnen sind hier im Pfadfinderdorf Zelldorf bei Salzburg zu einem Stammeswochenende mit vielen Aktivitäten. Eine Mitteilung für alle Black Castle Fans: Im Juli 2007 findet in Tittmoning in Oberbayern, wieder eine Black Castle-Aktivität statt. Bis dahin viele Grüße von den Kirchdorfer Pfadfindern und das Mikrofon wieder nach Baunatal. DK0BS, hier war OE/DL0ROI.“
Ungefähr nach 10 Minuten wurde dann der erste Teil des DL-Sked-Rätsels verlesen.
Es handelte sich dabei um ein mehrteiliges Rätsel aus den Bereichen Pfadfinderei, Amateurfunk und Allgemeinwissen, bei denen verschiedene Berechnungen angestellt werden mussten. Die Einzellösungen ergaben jeweils eine Zahl, alle Zahlen ergaben nach weiteren Rechenoperationen eine Telefonnummer, die zur Durchgabe eines weiteren Lösungswortes angerufen werden musste.
Schon nach Durchgabe des ersten Teils setzte fieberhaftes Rechnen ein. Als Evi Töpfl gegen 18.20 Uhr die vollständige Telefonnummer zugerufen bekam und diese sogleich anrief, war der Anschluss besetzt. Der nächste Versuch eine Minute später war erfolgreich: Das erarbeitete Lösungswort „Viertelwellenstab“ war richtig, die Kirchdorfer waren Vierte. Nach erstem Murren und Knurren über die vermeintlich falsche Taktik – man kann schon anrufen, wenn noch zwei Lösungen möglich sind, dann stimmt entweder gleich die erste oder man landet bei der falschen Telefonnummer, dann kann nur noch die zweite Lösung richtig sein – kam dann doch Freude auf. Man hatte sich bei der dritten Teilnahme zum dritten Mal unter den ersten 5 platziert und, was erst nach dem Wochenende feststand, von 25 teilnehmenden Stationen hatten überhaupt nur neun die richtige Lösung erarbeitet.
Die erste Funkverbindung nach dem Spiel erreichte das sehr seltene Funkland Gibraltar mit einer deutschsprachigen Funkamateurin, es folgten Pfadfinder aus Portugal. Anschließend gab es Abendessen und Stammesvorsitzender Andreas Sigl und Funkamateur genehmigten sich erst einmal ein Bier, nicht unzufrieden mit dem bisherigen JOTA-Verlauf.
Danach ging es beim Funk mit zwei finnischen Pfadfinderstationen weiter, während die Pfadfinder im Aufenthaltsraum voll Begeisterung einige Runden „Kommando Pimperle“ spielten, um mit „Klopfen“ fortzusetzen.
Einer der beiden finnischen Funkamateure war der Vater einer Pfadfinderin, mit der die Kirchdorfer im letzten Jahr beim JOTA gesprochen hatte und die zur Bestätigung eine ungewöhnlich nette QSL-Karte selbst gebastelt und geschickt hatte. Die Karte war so groß, dass sie von der Sortiermaschine des deutschen Amateur Radio Clubs nicht sortiert wurde, sondern handvermittelt werden musste. Kurz danach kam mit Andreas, ZS6BAF, aus Johannisburg der erste Südafrikaner auf die Frequenz, gefolgt vom Pfadfinder Montassar aus Bolbol in Tunesien. Dann folgten bis kurz nach Mitternacht englische und holländische Pfadfinderstationen. Nach einem Anruf von Werner Waltmann meldeten sich nacheinander eine Reihe deutscher Pfadfinderstationen, die gemeinsam in großer Runde bis weit in den neuen Tag hinein miteinander ratschten und diese Runde als neue Erfahrung nächstes Jahr eventuell wiederholen werden. Eine Station berichtete, dass Carsten Gabriel, DM1CG, genannt Gaby, auf 160m mit einer riesigen Antennenanlage funke. Waltmann wechselte auf die genannte Frequenz und rief den alten Bekannten der Kirchdorfer an, auch in der Absicht, ihn in die laufende deutsche Runde zu locken. Die Begrüßung war rau, aber herzlich. Auch Thomas Oberbauer, der Raketenfachmann, der mit seiner Frau (Bumerang)-Susi der Runde ebenfalls noch zuhörte, begrüßte den Mitstreiter aus Black-Castle-Tagen begeistert, verschwand dann aber bald in Richtung Schlafräume. Gegen halb drei Uhr morgens verabschiedete sich auch Waltmann von der Runde und dann kehrte Nachtruhe in Zellhof ein.
Die Wölflinge waren am Abend massiv verwarnt und mit schlimmsten Übeln, wie einem absolutem Nutella-Verbot und dem Wegsperren der Musikinstrumente bedroht worden, falls sich der unerwünschte Weckruf am nächsten Morgen wiederholen sollte. Tatsächlich blieb es erfreulich ruhig am Sonntagmorgen.
Noch vor dem Frühstück saß Werner Waltmann wieder am Funkgerät. Pfadfinder aus Akita in Japan hatten Zeit für einen kurzen Ratsch, dann konnten die bereits bekannten Boyscouts aus Riyadh in Saudi Arabien begrüßt werden. Ihnen folgte mit schwachem Signal aus Südnorwegen Peter, LB0K, mit seinen Pfadfindern. Daran anschließend rief Eugen aus Melitopol in der Ukraine an, bat um einen Rapport und wünschte den Pfadfindern alles Gute.
Dann ging es zum Frühstück. Dort spürte man schon die Aufbruchstimmung. Die Stammesvorsitzende forderte ihre Scouts auf, anschließend das persönliche Gepäck zu packen und zu verladen, anschließend die eigenen Schlafräume zu säubern und sich zum Reinigen der Gemeinschaftsräume und der Küche, sowie des Funkraums wieder einzufinden. Dort überraschte ein Wölfling die Meute mit der Bitte, ihn staubsaugen zu lassen. Sein Name wird – weil sich seine Hobbys sicher in den nächsten Jahren wieder ändern werden – hier nicht bekannt gegeben.
Nach dem Frühstuck gingen aus dem Shack die letzten Anrufe von OE/DL0ROI um die Welt. Nach dem vergeblichen Anruf an die südafrikanischen 1st Passau Scouts meldeten sich zwei Funkamateure aus Deutschland, dann folgten Stationen aus Nordirland und Sizilien und nach einem Frequenzwechsel rief Dave, ZS6BJH, aus White River mit seinen Pfadfindern die Kirchdorfer an. Werner Waltmann erörterte mit ihm mögliche Gründe für die fehlgeschlagenen Versuche mit ZR6DWS, bedankte sich für die Verbindung und verabschiedete sich zusammen mit den Pfadfindern von den White River Scouts. Auf der „Hausfrequenz“ des OV Rottal-Inn ratschten noch Otto, DL5NCA, aus Forsthart, Rudi, DK6RN, aus Passau und Rupert, DG2RBH, aus Mitterskirchen. Ihnen wurde kurz der Verlauf des Wochenendes geschildert, dann beendete OE/DL0ROI/p in Zellhof das diesjährige JOTA.
Nun musste es schnell gehen. Das persönliche Gepäck des Funkers war schon verladen, jetzt wurde das elektronische Logbuch auf dem Computer geschlossen, Andreas Sigl versprach die Daten zu exportieren und mit e-mail an Werner Waltmann zu übersenden, denn jetzt müssen die Bestätigungskarten für die Gesprächspartner in aller Welt gedruckt und über den DARC versandt werden. Anschließend verpackte Waltmann den Sendeempfänger und alles Zubehör, Kabel, Werkzeug und schriftliche Unterlagen.
Dann rief Tom Stecher zum letzten Mittagessen im Freien: Döner. Chrisi Gottanka gab eine Kurzeinweisung für alle, die bisher Döner nur gegessen, aber noch nie selbst „montiert“ hatten: Ein Blatt Haushaltsrolle, ein Stück Alufolie, dann in zwei Reihen am Tisch anstellen und in der Reihenfolge Tsatsiki, Salat, Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Fleisch und – wenn erwünscht – Chiligewürz, die Bestandteile in das aufgeschnittene Fladenbrot legen und dann den halb in Alufolie eingewickelten Döner verzehren. Da stellten sich eigentlich alle recht geschickt an, doch bei einigen merkte man schon - so auch beim Funkamateur – dass der Verzehr nur unter größter Konzentration unfallfrei verlief. Für wirklich Hungrige bestand die Möglichkeit, einen zweiten oder dritten Döner zu „packen“.
Nach dem Mittagessen wurde die Antenne am Zugseil abgelassen, die „Hühnerleiter“ wurde auf eine leere Kabeltrommel aufgewickelt und anschließend die beiden Dipolhälften aus isolierter Stahllitze wie Wolle zu Knäueln aufgewickelt. „Immer wieder die Wickelrichtung umdrah’n, sonst bringt man des nimma auseinanda“, ermahnte Waltmann die helfenden Scouts. Dann wurde der rotgelbe Mast eingekurbelt, bis nur noch der etwa 6m hohe unterste Schuss stand. Die Abspannseile rasch aufgewickelt und dann die unteren Abspannungen gelöst und unter Gegenhalten der Seilmannschaft wurde der Alumast in die Aufnahme gekippt und dort befestigt. Die langen Häringe waren im Nu herausgezogen, gereinigt und im Materialkasten am Mast verstaut, ebenso Abspannseile und Vorschlaghammer. Schon hing der Mast an der Anhängerkupplung des Zugfahrzeugs. Er wurde noch am späten Nachmittag am Abstellplatz der Funkamateure abgeliefert. „Des is schnell und guat ganga“, lobte Waltmann die Pfadfinder, „des nächste Mal baut’s den Mast alloa auf und I bring bloß no de Antenne mit.“
Dann kam die Manöverkritik. Jeder durfte sagen, was ihr oder ihm gefallen oder nicht gefallen hatte. Die meisten Pfadfinder fanden die Mischung aus Funk und anderen Aktivitäten interessanter und abwechslungsreicher als eine Spezialisierung auf einen einzigen Teilbereich. Ein Wölfling fand am besten, dass er Staubsaugen durfte. Der Stammesführung gefiel die engagierte Mitarbeit aller, der Funkamateur freute sich über die gute Verpflegung und Möglichkeit, mit dem Amateurfunk am Stammeswochenende dabei zu sein. Alle freuten sich über insgesamt 65 Funkverbindungen in 29 verschiedene Länder in 4 Kontinenten mit den Highlights Japan, Island, Gibraltar, Saudi Arabien, Tunesien und Südafrika, sowie den 4. Platz im DL-Sked.
Die Stammesführung bedankte sich beim Funkamateur für seine „Mühe“ mit einem Gutschein für ein italienisches Restaurant, obwohl er der Meinung war, ihm sei es sehr gut gegangen: „Drei Mahlzeiten am Tag, Getränke und Unterkunft frei, interessierte und gut aufgelegte Zuhörer und Helfer, interessante Funkverbindungen und jede Nacht vier Stunden Schlaf – was will man mehr,“ berichtete Werner Waltmann. Auf die nächste Funkaktivität brauchen Pfadfinder und Funker nicht bis zum nächsten Oktober zu warten. Im Juli 2007 bauen zum hundertjährigen Bestehen der Pfadfinderbewegung bei Tittmoning unter dem Motto „100 Jahre – 100 Dächer“ Pfadfinder aus ganz Deutschland unter der Leitung des Black Castle Teams – überwiegend Kirchdorfer - wieder eine riesige Jurtenburg. Und der Amateurfunk soll von Anfang an mit dabei sein, um das Ereignis weltweit bekannt zu machen.
In Zellhof verabschiedeten sich Pfadfinder und Funkamateur nach einem gemeinsamen sehr gelungenen Wochenende, das sicher eine Wiederholung wert ist.
Den abschließenden Worten des dreijährigen Tom Stecher jedoch ist nichts hinzuzufügen: „Am besten hat mit g’foin, dass mir die Antenne wieder abbaut ham!"
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